Was solls.
Mittlerweile sitze ich ja auch schon wieder auf gepacktem Rucksack da es in zwei Stunden weiter geht Richtung Bayern. Doch erst mal ein Rückblick.
Wie gesagt Leipzig hat mir genau wie Bremen super gut gefallen. Nettes Städtchen, übersichtlich, nette Leute und viel Grün. einfach schön. Und auch bei Jenny und Caro war es klasse. Ich kam mir nicht wie ein Gast sondern gleich wie ein WG- Mitglied vor. Trotzdem hieß es Freitagnachmittag Abschied nehmen, wenn auch nicht für lang. Wenn alles mit meinem Dienstplan klappt bin ich Anfang Dezember wieder dort.
Dresden, das Elbflorenz.
Okay ich war noch nie in Florenz, also muss ich es glauben. Mein erster Eindruck, nach dem ich im Hostel kagoroo-stopp, welches übrigens super ist, eingecheckt hatte war:
Gibt es hier auch Menschen? Es war Freitag 17:00 Uhr als ich mich aufmachte Richtung Altstadt und durch die Hauptstraße welche eine Fußgängerzone ist lief. Doch da waren kaum Menschen. Alles war leer, fast so wie als wenn die Geschäfte zu hätten. Einmal schnell über die älteste Brücke Dresdens die Augustusbrücke und schon war ich umgeben von alten barocken Sandsteingebäuden.
Wow, alle schön angestrahlt. Die Altstadt ist klein, sehr klein. Ich hatte mir das alles viel weitläufiger vorgestellt, aber es liegt alles total dicht zusammen.
Am Neumarkt erhebt sich die Frauenkirche, welches mein Ziel war. Pünktlich zur Andacht war ich dort. Schön, einfach schön. ein wenig kitschig, aber so war die Zeit ja.
Die Frauenkirche wurde im 2. Weltkrieg fast total zerstört und nur durch die Hartnäckigkeit dresdner Bürger in den Jahren nach der Wende wieder aufgebaut. Dies alles erfuhr ich unter anderem durch eine Führung die es im Anschluss an die Andacht gab.
Nach dem die kostenlose Führung beendet war lief ich unbewusst noch an allen Sehenswürdigkeiten vorbei ohne zu wissen was es ist. So im Dunkeln sehen die Dinge ja auch immer anders aus als bei Licht betrachtet.
Der Eingang zum Zwinger
Die Semperoper und nicht das Brauhaus des Radeberger
Ich stiefelte also ziemlich planlos durch die Altstadt in der kaum ein Mensch unterwegs war und machte mir so meine Gedanken. Dresden die Landeshauptstadt Sachsens, aber wo seid ihr ihr Bürger? In der Altstadt jedenfalls nicht. Vereinzelnd sah ich mal einen Touristen und ansonsten keine Menschenseele und das abends um 20 Uhr. Schon komisch.
Also zog ich es vor wieder zurück zum hostel zu gehen und den Abend entspannt im Gemeinschaftsraum ausklingen zulassen.
Die Nacht im 10Dorm war okay, wenn man mal von der Wärme im Zimmer absieht. Irgendjemanden war es wohl zu kalt und so schliefen wir mit der Heizung auf Anschlag gedreht. Eine echte Herausforderung für die anderen 9 Mitschläfer.
Samstag war dann sightseeing angesagt. Das Wetter spielte mit, also diesmal mit Stadtplan bewaffnet nochmal los. Wieder die Hauptstraße entlang, die diesmal auch nicht voller war als am Vorabend, und über die älteste Brücke Dresdens, die Augustusbrücke.
Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Gebäude der Altstadt und die Brühlsche Terrassen. Sie wurden einst als Privatgarten für den sächsischen Premierminister Graf Brühl angelegt und sind auch als “Balkon Europas” bekannt.
Und es klarte sich auf und die Sonne kam ein wenig durch. Hurra!
Weiter ging meine Tour über die besagte Terrasse an vorbei am Albertinum und der Synagoge, einem in sich gedrehtem Quadrat. Irgendwie habe ich mich in alle kleinen Details der barocken Baukunst verguckt.
Wie zum Beispiel in die goldenen Engel die man überall an den Gebäuden sieht und durch den geschwärzten Sandstein noch mehr strahlen.
Weiterging es zum Neumarkt um die Frauenkirche auch mal bei Tageslicht zu begutachten. Es ist schon ein massiver Bau auf dem Platz mit seiner steinernen Kuppel. Faszinierend fand ich, dass die alten Elemente in den Bau wieder integriert wurden. So sieht man die alten dunklen Steine, welche ja mehr als 40 Jahre lang auf einem Haufen lagen wieder an ihrem alten Platz neben den hellen neuen Steinen.
Ich wäre ja gern auf die Kuppel gestiegen aber a) leide ich neuerdings doch ein wenig unter Höhenangst und b) fand ich das Besteigen der Kuppel für 8 Euro dann doch übertreiben teuer. Deswegen ließ ich mich vom Touristenstrom mitziehen durch all die kleinen Gassen rund um das Residenzschloss.
Und jetzt weiß ich auch wie der Ostdeutsche sich seinen Urlaub finanziert und günstig einen Campingurlaub in Dresden gestaltet.
Ganz einfach er stellt seinen Wohnwagen einfach mal in einen Innenhof des Schlosses. Es könnte sich hierbei allerdings auch um holländische Wildcamper handeln. Man weiß es nicht. Vielleicht handelt es sich aber auch einfach nur um Kunst. Ich tippe auf tschechische Touristen, von denen es begünstigt durch die Grenznähe reichlich in Dresden gibt.
Trotz der Sonne war es übrigens doch ziemlich kalt um nicht zu sagen meine Handschuhe sind nicht die Wärmsten. Da bot sich das kostenlose Orgelkonzert in der Kathedrale Sanctissimae Trinitatis direkt zum Aufwärmen an.
Eine halbe Stunde Entspannung auch wenn Orgelmusik eigentlich nicht so meins ist, war es doch ganz nett.
Hier nochmal ein wenig input in Sachen Kultur.
Das Altargemälde stammt von Anton Raffael Mengs und die Rokokokanzel von Balthasar Permoser.
Nach so viel alten Bauten war mir dann erst mal nach anderer Architektur und mich machte mich auf die Suche nach sozialistischen Bauten und fand sie beim sächsischen Landtag, direkt hinter dem Zwinger.
Aber irgendwie gelangt man immer wieder ins barocke Zeitalter.
So stand ich wieder vor dem Zwinger. Es soll das berühmteste Bauwerk Dresdens sein und sein Name leitet sich von der Lage auf der ehemaligen Stadtbefestigung ab.
Auch hier kann man sich kaum satt sehen an all den kleinen Details.
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So langsam war ich allerdings doch übersättigt von all den Engel- und Schnörkelkram und da ich ja bekanntlich nicht zu den Museenfans gehöre, die übrigens auch in Dresden ziemlich aufs Budget schlagen, machte ich lieber einen Bummel durch die Prager Straße, der Einkaufsstraße Dresdens. Und hier fand ich sie dann auch die Bürger der Stadt. Die Straße endet wie praktisch für die Wochenendshopper aus dem Umland direkt am Bahnhof.
So langsam machte sich dann auch mein Magen bemerkbar nach 4 h Sightseeing. Also begab ich mich auf die Suche nach einer netten Lokalität und fand sie auch direkt in der Stadt in unmittelbarer Nähe der Kreuzkirche. Ein kleines Lokal mit Fairetrade Produkten und etwas alternativ angehaucht. Und es war ziemlich voll, sodass sich an meinen Tisch noch andere dazugesellten. Wir waren eine nette Viererrunde und bekamen durch den Ur-Desdner der seinen Freunden die Stadt zeigte noch ganz viel Hintergundinformationen über die Frauenkirche oder wie die friedliche Revolution in Dresden abgelaufen ist. Das ganze fand ich natürlich sehr spannend. Es hier allerdings wiederzugeben wäre dann doch zu viel.
So frisch gestärkt mit der typischen säschischen Kartoffelsuppe machte ich mich auf in die Neustadt. Eigentlich wollte ich den ältesten jüdischen Friedhof in Dresden besichtigen doch das Tor war verschlossen.
So ging ich ein wenig traurig weiter durch das Inviertel Dresdens. In dem Viertel ist auch Pfunds Molkerei untergebracht. Sie soll der “schönste Milchladen der Welt“ sein und ganz ehrlich die Fliesengemälde und Innenausstattung hatten echt schon was, die Preise allerdings auch. Die Einmaligkeit dieses Milchgeschäftes wird übrigens auch im Guinessbuch der Rekorde bestätigt und nebenbei bemerkt ist der Geschäftsführer der Nachbar meiner Mittagsfreundschaft in dem Faire Trade-Restaurant.
Hier mal ein paar Eindrücke des Viertels
Schöne Hausmalereien die ein wenig an Valparaiso in Chile erinnern.
Und dann fing es dummereise an zu regnen und hörte auch nicht mehr aus bis ich Sachsen verließ.
Heute morgen ließ ich mich von dem Regen aber nicht abschrecken und machte mich auf zum blauen Wunder von Dresden, einer Stahlbrücke 5km vom Zentrum entfernt.
Tja, wenn es nicht kleine Hunde geregnet hätte wäre es richtig schön gewesen, aber so war ich dann doch nach ein paar Kilometern nass wie eine Katze.
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In Blasewitz ging es dann über die Brücke und wieder zurück Richtung Dresden.
Und dann fand ich sie auch – die wilden Tiere von Dresden.
Pitschnass sitze ich nun im Hostel und gleich geht es los Richtung Bayern. Auf nach Pfaffenhofen.
Bis denne Franzi
Ach hier noch ein Photo von einem ostdeutschen Dixiklo